Migräne, Kopfschmerzen

Migräne verursacht die heftigsten Kopfschmerzen, begleitet von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Diese Qual bewirkt unzählige Tage von Arbeitsunfähigkeit und schlechtester Lebensqualität. Seit es sehr spezifische Medikamente dafür gibt, ist es unklar, warum sich so viele Menschen mit Schmerzmittel vergiften. Durch gezielte Therapie und Prophylaxe werden die Anfälle seltener und kürzer. Lesen Sie daher hier, wie Sie die Symptome am besten einordnen und beschreiben können.

…wenn der Kopf zerspringt
Spannungskopfschmerz oder Migräne?

Gleich vorweg: nicht immer bedeutet Kopfschmerz und Erbrechen – Migräne. Aber jeder ungewohnte Kopfschmerz, der stärker als bisher ist und vor allem jeder häufig auftretende Kopfschmerz sollte Sie zum Neurologen führen. Viel zu oft sind Hirnblutungen (die auch chronisch auftreten können) und Tumoren nicht rechtzeitig erkannt worden, weil der Patient sich selbst behandelte. Viel zu groß ist die Zahl derer, die durch regelmäßigen Schmerzmittelgebrauch ihre Lebensqualität eingebüßt haben. Die modernen Schmerzmittel führen zwar nicht zu Nieren- oder Leberschäden, aber sie haben eine andere, ebenfalls sehr ernste Folge: sie verursachen die Schmerzen, gegen die sie ursprünglich genommen wurden. Die Dosis muß dann gesteigert werden. Die Mittel führen zu einer Art von Abhängigkeit. Eine Entwöhnung davon ist sehr mühsam und langwierig.

Daher ist es günstig gleich einen Neurologen aufzusuchen, durch ihn können wirklich Fehler vermieden werden, die durch die Eigenbehandlung entstehen.

Was ist eigentlich Migräne?

Der genaue Mechanismus der Migräne ist weitgehend geklärt aber vor allem die genauen Auslöser sind noch nicht klar.

Sicher ist, daß es Erbanlagen dafür gibt und sicher ist auch, daß die Entstehung des Migränekopfschmerzes über die Nerven, die die Blutgefäße der Hirnhäute begleiten vermittelt wird. Weiters wissen wir auch, daß zu Beginn einer Migräneattacke das Gehirn eine drastische Änderung seiner elektrischen Aktivität erfährt. Sehstörungen und Änderung des Befindens sind die Folge. Danach kommt es zu einer Verkrampfung der kleineren Hirnhaut- und Hirnarterien, dies verursacht den Beginn des Anfalls mit pulsierenden Schmerzen. An den Stellen dieser Verkrampfung wird das Gewebe schlechter durchblutet. Sauerstoffmangel und eine lokale Entzündungsreaktion bewirken dann wieder die Gefäßerweiterung. Flüssigkeit wird aus den Gefäßen ins Gewebe gepreßt und führt dann zu längeren Nachklingen der Schmerzen.

Kriterien für Migräne

Natürlich läuft nicht jeder Migräneanfall lehrbuchgemäß ab. Es ist nicht immer leicht als Arzt die Kriterien für die Migräne aus dem Beschwerdebild heraus zu filtern:

Anfallsweiser, plötzlicher Beginn, heftigster, halbseitiger, pulsierender Schmerz, Übelkeit, Erbrechen, Verschlechterung bei leichtester körperlicher Aktivität, Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit, Besserung in Ruhe, Dauer einige Stunden.

Keines dieser Kriterien für sich alleine ist für die Diagnose Migräne ausschlaggebend, es müssen einige zusammen genommen werden. Mischformen kommen vor. Diese sind dann nicht nur von Seiten der Symptomatik, sondern auch vom Ansprechen auf die Therapie ganz unterschiedlich.

Andere Kopfschmerzformen

Spannungskopfschmerzen, die meist langsam entstehen, symmetrisch, helmartig, am ganzen Kopf auftreten und bei körperlicher Aktivität eher besser werden können genauso Übelkeit und Schwindel beinhalten und werden daher oft mit Migräne verwechselt. Diese Kopfschmerzen sind sehr häufig und stellen – wie Migräne oft ein großes Problem für den Betroffenen dar.

Kopfschmerzen bei Hirnblutungen treten normalerweise explosionsartig rasch auf, während Tumoren und Leiden anderer Organe oft sehr langanhaltende Kopfschmerzen verursachen. Ganz schlimm: die Kopfschmerzen, die von Kopfschmerzmittel herrühren, da sie kaum behandelbar sind.

Spezialform: Kopschmerz nach Geschlechtsverkehr

Es gibt eine besonders unangenehme Variante von Kopfschmerzen, die auftritt, wenn starke Körperliche Aktivität – hoher Blutdruck von plötzliche Ruhe und raschen Blutdruckabfall gefolgt wird, wie dies zum Beispiel nach dem Orgasmus der Fall ist. Kopfschmerzen, die dann auftreten sind bei Männern häufiger und oft so heftig, daß der Betroffene (not)ärztliche Hilfe aufsucht.

Glücklicherweise ist diese seltene Kopfschmerzform meist harmlos, sollte aber zu einer Durchuntersuchung führen, wobei die Halswirbelsäule und die Langzeitblutdruckmessung wichtig sind.

Behandlung

Einfache Schmerzmittel reichen meist bei Migräne nicht aus. Wir empfehlen daher immer eine Abfolge von

1. Tropfen bzw. Zäpfchen gegen Übelkeit,
2. 20-30 Minuten später Aspirin, schnell wirksames Schmerz- bzw. Rheumamittel und
3. nach weitern 30 Minuten erst die modernen Migränemittel.

Zur Weiterbehandlung, nach dem Anfall kann ein Rheumamittel genommen werden.

Besser ist es jedoch – besonders wenn Migräne häufiger als 2x pro Woche auftritt, eine Prophylaxe zu betreiben. Dafür kommen Betablocker, Topiramat, Antidepressiva und spezielle Medikamente in Frage.

Andere Kopfschmerzformen sprechen auf Migränemittel nicht an. Gerade bei diesen meist sehr langwierigen Schmerzen ist Vorsicht mit Medikamenten geboten. Zuerst helfen sie, dann bracht man ein anderes Präparat, dann mehr davon und wenn sie täglich benötigt werden ist man bereits abhängig!

Alternativen?

Eine Studie der Kopfschmerzambulanz des Wiener AKH über die Laien- bzw. Selbstbehandlung von Migräne zeigte eine große Anzahl von „Hausmitteln“ gegen Migräne, sowie auch mindestens 92 Verhaltenstipps, die es zu befolgen gilt um Migräne zu vermeiden. Daher kann man sagen: alles was Ihnen bisher bei Kopfschmerzen geholfen hat ist wert auch weiterhin beachtet zu werden, wenn es nicht an sich gesundheitschädlich ist.

Interessanterweise gibt es viele alternativmedizinische Verfahren, die bei Migräne, Misch- und Spannungskopfschmerzen gute Wirkung als Prophylaxe zeigen:

Akupunktur: die feinen chinesischen Nadeln öffnen Energieströme und helfen den Körper sich selbst zu regenerieren. Wirkt im akuten Anfall und zur Vorbeugung. Die Punkte können auch mit Laser oder elektrisch stimuliert werden.

Auch Akupressur, die von Nicht-Ärzten durchgeführt wird, Tuina Therapie und andere regulative Massagetechniken helfen. Bindegewebsmassage, Lymphdrainage und Fußreflexzonentherapie gehören auch zu den wirkungsvollen Techniken.

Homöpathie hat bewährte Arzneien für Migräne bereit. Sehr wirkungsvoll sind auch ableitende Verfahren: Homotoxikologie, Mayer-Kur und andere Formen der Entgiftung.

Reiztherapien wie Kneipp-Güsse, Höhenaufenthalt und Bäder, aber auch einfache Sauna können gut helfen. Hiedurch werden das vegetative Nervensystem und die Blutgefäße trainiert, der Körper beginnt zu reagieren. Verkrampfungen lösen sich.

Ganz besonderen Stellenwert haben aktive Verfahren, die zur Selbstheilung anregen: Heilgymnastik, Taj-Chi, Chi-Gong, Feldenkreis, die fünf Tibeter, Körper-, Tanz- und Bewegungstherapie bringen die Lebensenergie in Fluß und sind geeignet uns flexibler, elastischer und biologisch „jünger“ zu machen.

Als einzige gesichtere Tatsache gilt: regelmäßige Bewegung und Ausdauertraining sind eine sichere Migräneprophylaxe!

Psychotherapie

Kopfschmerzen, Migräne und Schmerzmittelmißbrauch sind immer auch von einer psychologischen Seite zu sehen. Sie sind dann der Anzeiger für eine tiefer liegenden Konflikt oder Mißstand. Oft ist es der/dem Betroffenen nicht bewußt, welche Konflikte täglich in uns ausgetragen werden müssen. Manchmal liegt es klar auf der Hnd und wir können allein nichts daran ändern. Manchmal ändern sich die Lebensumstände und der Konflikt löst sich von selbst. Sicher ist, Psychotherapie die Hilfestellung zur Veränderung bieten kann, wenn wir sie in Anspruch nehmen.

Was essentiell ist:

Migräne ist nicht heilbar aber gut behandelbar. Manche Kopfsschmerzen werden als Migräne verkannt und haben ganz andere Ursachen, meist solche die geheilt werden können. In jedem Fall kann eine ärztliche Untersuchung Klarheit schaffen. Daher ist es notwendig bei neu aufgetretenen Kopfschmerzen und bei allen Kopfschmerzen die zwar bekannt sind, sich aber verändert haben einen Facharzt für Neurologie aufzusuchen.

© Possnigg 2012